Augsburg Analyse 2024/25
Letzte Saison hat Augsburg 50 Treffer erzielt, 30% (15 Treffer) gingen davon auf Ermedin Demirovic. Dieser Demirovic ist jetzt zum VfB Stuttgart gewechselt; der mit Abstand beste Scorer. Als Ersatz wurden Steve Mounie und Samuel Essende verpflichtet. Zudem kam mit Keven Schlotterbeck ein gestandener Bundesligaprofi für die Innenverteidigung. Gleichzeitig ist die Verpflichtung der Freifahrtschein für Felix Udokhai. Zudem hat man die Kaufoption von Mittelfeldabräumer Jakic gezogen: Mit den 21 Millionen die man für Demirovic bekommen hat, hat man ja auch genug Geld bekommen.
Die Aufstellung
Labrovic im Tor. Letzte Saison stand noch Finn Dahmen im Tor, Trainer Jess Thorup war wohl nicht zufrieden mit ihm und hat Labrovic von HNK Rijeka geholt. Der zweite Torwart Koubek wäre jetzt der dritte, darauf hatte der keine Lust und ist jetzt vereinslos.
Giannoulis hinten links. Der kleine Grieche kam ablösefrei von Norwich City und hat die Lücke des offensivstarken Außenverteidigers Iago geschlossen.
Gouweleeuw in der Innenverteidigung. Der alte und neue Kapitän hat den schwierigsten Namen des Kaders und den schwierigsten Charakter, deswegen wollten sie ihn letzten Sommer aussortieren. Demirovic war auch noch der Kapitän, jetzt ist Gouweleeuw mit einem Jahr Unterbrechung wieder Kapitän.
Schlotterbeck hinten drin. Schlotterbeck war die letzten zwei Jahre an den VfL Bochum ausgeliehen, war letztes Jahr Stammspieler, wurde jetzt für 2,5 Millionen Euro als vorgezogener Udokhai-Nachfolger geholt.
Wolf als rechter Verteidiger. Der Ex-Dortmunder kam ablösefrei erst vor ein paar Tagen zu Augsburg, an den ersten Spieltagen könnte noch Mads Pedersen spielen. Dann wird der zweimalige Nationalspieler sicher gesetzt sein.
Jakic im defensiven Mittelfeld. Für 5 Millionen wurde der Kroate aus Frankfurt fest verpflichtet, für Augsburg ist er das Geld auch wert. Er soll vor der Abwehr aufräumen.
Maier auf der Acht. 2021 war der 25-jährige bei Olympia dabei, schießt die Standards und wird jetzt in seine erste Saison gehen in Augsburg, wo er völlig gesetzt ist. Schon letztes Jahr in der Rückrunde hatte er sich einen Stammplatz erspielt und hat da überzeugt.
Jensen im zentralen Mittelfeld. Es heißt ja „Totgesagte leben länger“, bei Jensen aber: Totgesagte müssen nur so lange überleben, bis Jess Thorup kommt. Unter Enrico Maaßen war der Finne komplett außen vor, als Thorup kam, war er direkt Stammspieler.
Engels/Neuzugang/Kabadai/Vargas auf der Zehn. Auf Augsburgs Position hinter den Spitzen hat in den letzten Jahren immer Ruben Vargas gespielt, der nach einer super EM jetzt aber schon seit zwei Monaten als weg gilt, offiziell aber noch ein Augsburger ist. Sollte er aber doch noch gehen, müsste noch ein Neuzugang kommen. Nominell ist Yousuf Kabadai auch ein neuer 10er, ob er für einen Stammplatz schon weit genug in seiner Entwicklung ist, bleibt abzuwarten. Die wahrscheinlichste Variante ist es im Moment, das Arne Engels diese Position besetzen wird, der ist aber eigentlich gelernter Achter.
Essende im Sturm. Der kongolesische Sturmtank kam für 4 Millionen Euro aus Vizela, hat dort 15 Tore in 32 Spielen erzielt. Die Augsburger hätten sicher nichts dagegen, wenn der 26-jährige das diese Saison genauso macht.
Tietz/Mounié in der Doppelspitze. Ermedin Demirovic und Phillip Tietz bildeten letztes Jahr das Angriffsduo des FCA, jetzt sind zwei Neue für einen Abgang gekommen. Heißt: Auch Tietz wird um seinen Platz kämpfen müssen.
Die wichtigsten Spieler
1. Jeffrey Gouweleeuw. Erst Führungspieler, dann aussortiert, dann Führungsspieler. Das ist der Werdegang vom mal wieder neuen Kapitän der Augsburger in den letzten zwei Jahren bei den Fuggerstädtern. Die ganze Abwehrkette wurde umgebaut, nur Gouweleeuw ist geblieben. Der 33-jährige Routinier ist Lautsprecher auf und neben dem Platz, zudem geht er im Zweikampf kompromisslos auf die Knochen.
2. Kristijan Jakic. Der 27-jährige hatte letzten Sommer keine Zukunft in Frankfurt, dort war auch er „totgesagt“. Dann klopften die Augsburger an, Jakic schlug ein. Auch auf dem Platz, er hat sogleich Verantwortung übernommen. Im Aufbauspiel lässt er sich oft tief fallen, um das ganze Feld vor sich zu haben, gegen den Ball ist er sich keinen Zentimeter zu schade, war letztes Jahr der laufstärkste Augsburger. Neben dem Platz ist er ein sehr ruhiger, zurückhaltender Typ, auf dem Platz kann er aber auch mal richtig laut werden.
3. Samuel Essende. Ermedin Demirovic war letztes Jahr der wichtigste Spieler in Augsburg, dann muss ja einer seiner Nachfolger hier auftauchen. Schon in der Vorbereitung haben sich Tietz und Mounié als Essendes Sturmpartner abgewechselt, nur in den seltensten Fällen stand Essende mal ein paar Minuten nicht auf dem Platz. Für den FC Augsburg sind 4 Millionen Euro ein ordentlicher Batzen Kohle, der wahrscheinlich nicht ausgegeben würde, wenn sie Essende nicht als Stammkraft und direkten Nachfolger von Demirovic einplanen würden.
Die Überraschung der Saison
Auch hier geht es um einen Totgesagten. 2022/23 wäre der BVB fast Meister geworden, und das, obwohl sie nach 17 Spieltagen nur 6ter waren. Dass sie so einen Endspurt hingelegt haben, lag auch an der überragenden Rückserie von Marius Wolf, der Nationalspieler geworden ist und in der Saison 2023/24 dann gar keine Rolle mehr gespielt hat. Wolf verabschiedete sich ablösefrei nach Augsburg, wo er aus meiner Sicht super hinpasst. Wolf braucht Spielrhythmus, zudem lässt Thorup offensiv spielen, wo die Außenverteidiger viele intensive Läufe nach vorne machen müssen; das passt zu Wolf.
Die Enttäuschung der Saison
Finn Dahmen hat in Mainz ordentlich Stunk gemacht, wollte endlich spielen. Weil Robin Zentner dort immer noch den Kasten hütet, hat sich das talentierte Eigengewächs auf den Weg nach Augsburg gemacht; wo ihm jetzt das Gleiche passieren wird. Die Bosse waren nicht zufrieden mit dem gebürtigen Wiesbadener, haben deshalb Nedilijko Labrovic verpflichtet. Ob Dahmen wieder Stunk machen wird, bleibt abzuwarten, ob er nächsten Sommer dann wieder den Abflug macht ebenfalls.
Die Prognose
In der Augsburger Startelf kann man viele totgesagte finden, die Thorup wieder ins Leben zurückgeholt hat. Die Augsburger müssen aber aufpassen, das sie am Ende nicht selber „totgesagt“ werden. Das Ziel ist eine Saison „völlig frei von Abstiegssorgen“, ein einstelliger Tabellenplatz. Hohe Ansprüche, hohe Fallhöhe. Für einen Abstieg ist der Kader zwar zu gut, und es kann sein, dass ich einfach grundsätzlich eine (zu) negative Meinung zum FCA habe, aber sorgenfrei wird die Saison aus meiner Sicht nicht.
Platz:13