FC Heidenheim Analyse 2024/25
Was für ein wildes erstes Bundesligajahr für den eingeschworenen Haufen von Frank Schmidt. Platz 8 und Conference League Play-Offs, die dann auch noch gewonnen wurden. Zur Krönung zogen die Heidenheimer den FC Chelsea als Heimspiel. Aber: Mit Jan-Nicklas Beste, Eren Dinkci und Tim Kleindienst ist quasi der gesamte Angriff nicht mehr da. Mit Leo Scienza wurde der MVP der 3. Liga aus der letzten Saison für den linken Angriff geholt. Ob er direkt funktioniert, ist nicht sicher. Paul Wanner war eine der Entdeckungen der letzten 2. Liga-Saison, der erst 19-jährige spielt im offensiven Mittelfeld. Zudem sind mit Marvin Honsak und Sirlord Conteh ein vielseitig einsetzbarer und ein pfeilschneller Stürmer dazu gekommen. Vorne drin wird auf Marvin Pieringer und Eigengewächs Maxi Breuning gesetzt.
Die Aufstellung
Müller im Tor. Der Routinier ist im Mannschaftsrat gut vertreten, ist ein Lautsprecher auf dem Platz und ein guter Rückhalt für das Team.
Föhrenbach hinten links. Der Mann mit den ratzekurzen Haaren ist zwar technisch beschlagen, im Zweikampf aber solide und hat eine gute Ausdauer.
Mainka im Abwehrzentrum. Der Abwehrchef ist Kapitän und war letztes Jahr mit seiner ruppigen Art einer der besten Zweikämpfer der Liga. Der Routinier hat letztes Jahr dem ein oder anderen Sturm-Star die Laune verdorben.
Gimber in der Innenverteidigung. Der gelernte 6er ist letztes Jahr als Notlösung eingesprungen, als die anderen Innenverteidiger verletzt waren, mittlerweile ist er eine Stammkraft.
Traoré als Rechtsverteidiger. Marlon Busch war hier jahrelang Stammkraft, Omar Traoré hat ihn auf Anhieb verdrängt und stand nach einer guten Debütsaison auf dem Zettel von noch größeren Klubs wie z.B. Eintracht Frankfurt.
Maloney im defensiven Mittelfeld. Der Vize-Kapitän ist ein robuster Zweikämpfer, der vor der Abwehr aufräumt, nach vorne allerdings nicht so viel macht.
Schöppner auf der Acht. Der Dynamo neben Maloney wird diese Saison in Konkurrenz stehen mit Saarbrücken-Neuzugang Luca Kerber, ist aber zu wichtig und zu gefestigt in der Mannschaft, um nicht regelmäßig zu starten.
Scienza vorne links. 2018 hat er noch in der 5. schwedischen Liga gespielt und hat im Keller vom Boss geschlafen, letztes Jahr sah es teilweise so aus, als würde er gegen die eigene U13 spielen. In der Bundesliga allerdings hat er vorher noch nie gespielt.
Wanner hinter der Spitze. Die Bayern-Leihgabe kann sowohl im Zentrum als auch auf dem Flügel spielen und soll dieses Jahr die guten Ansätze aus der letzten 2. Liga-Saison nun auch im Oberhaus beweisen.
Conteh/Honsak als rechter Angreifer. Letztes Jahr ist Martin Honsak mit Darmstadt 98 kläglich in der Bundesliga gescheitert, der FCH traut ihm aber mehr zu. Sirlord Conteh bringt deutlich mehr Tempo ins Angriffsspiel. Wer von beiden am Ende startet, ist ungewiss. (Die Prognose bezieht sich auf das, was ich vor der Saison gedacht habe, deswegen steht hier nichts von Adrian Beck.)
Pieringer ganz vorne. Schalke hat letzten Sommer 1,5 Millionen für Pieringer bekommen, jetzt könnte er auch mal gesetzt sein. Breunig hat aber eine gute Vorbereitung gespielt und auch Mikel Kaufmann ist sicher nicht ohne Grund aus Berlin gekommen.
Die wichtigsten Spieler
1. Patrick Mainka. Wie gerade eben schon erwähnt, Patrick Mainka war letzte Saison der mit Abstand beste Zweikämpfer im Team von Frank Schmidt und ist auch neben dem Platz eine Führungsperson. Im Spielaufbau ist er auch meistens der Spieler bei dem es anfängt, weil er mit Ball stärker ist als sein Kollege Benedikt Gimber. Allerdings kann er nach Ecken oder Freistößen auch mal einköpfen – die körperliche Präsenz hat er dafür. Und: Letzte Saison hat es zweimal geklappt.
2. Lennard Maloney. Nachdem der ganze Sturm weg ist, müssen hier jetzt ein paar Defensivspieler genannt werden. Maloney fungiert als Staubsauger vor der Abwehr, kann sich aber auch zwischen die Innenverteidiger fallen lassen. Auf dem Platz sorgt er für Ruhe, er kann eigentlich immer über 90 Minuten auf dem Feld stehen. Zudem läuft er viele Räume zu. Auch er ist ein guter Zweikämpfer, passt also ins Raster der Heidenheimer Defensivspieler: Ausdauernd und robust.
3. Marvin Pieringer. Im Angriff wurde mit jungen Talenten nachgerüstet, ein Routinier soll jetzt endlich richtig wichtig werden: Marvin Pieringer. Schon letztes Jahr hat er manchmal in einer Doppelspitze mit Kleindienst gespielt, und wenn er länger als eine Halbzeit gespielt hat, war er eigentlich auch immer an einem Treffer beteiligt. Er ist kopfball- und abschlussstark, aber auch gegen den Ball ist er sich für keinen Meter zu schade.
Die Überraschung der Saison
Auch hier bezieht es sich auf meine Vermutungen vor der Saison, deswegen ist der Geheimtipp hier Leonardo Scienza. Der Brasilianer (!) hat, wie gesagt, vor 6 Jahren noch in der 5. schwedischen Liga gespielt und im Keller seines Chefs geschlafen, jetzt kann er sich bald mit Cole Palmer und Co. international und mit Harry Kane und Konsorten national messen. Er tritt gefährliche Standards und ist gut im 1-gegen-1.
Die Enttäuschung der Saison
Bereits letzte Saison hat Marlon Busch nicht mehr viel gespielt, dieses Jahr dürfte es noch viel weniger sein. Omar Traoré ist offensiv und mit Ball am Fuß stärker. Zudem ist Frank Schmidt kein Trainer, der viel rotiert. Er hat höchstens eine Chance, wenn Heidenheim in der Conference League weit kommt und deswegen rotiert wird, ansonsten kann er auf der Bank Platz nehmen.
Die Prognose
Der FC Heidenheim hat einige Spieler verloren, ist aber ein Verein, dem das im Zweifelsfall egal ist. Frank Schmidt findet es spannend und sieht es als Chance für junge Spieler. Jungstars wie Paul Wanner haben letztes Jahr in anderen Ligen schon richtig Spaß gemacht, warum nicht auch jetzt? Allerdings ist es natürlich auch eine Falle. Mit dem Duo Beste/Kleindienst ist die jahrelange Lebensversicherung weggebrochen, ob der Klub ein ähnliches Schicksal erleidet wie Union Berlin? Zumindest absteigen tun sie nicht.
Platz:15