VfL Wolfsburg Analyse 2024/25
Der VfL gilt als die graue Maus der Bundesliga: Langweilige Fans, langweilige Stadt langweiliger Fußball. Nach Nico Kovac, der in dieses Bild genau reingepasst hat, ist jetzt Ralf Hasenhüttl da. Da das Konto in Wolfsburg generell eher platzt als leer ist, ist der Kader ziemlich teuer. Lovro Majer zum Beispiel kam letztes Jahr mit 24 Jahren für 25 Millionen Euro aus Kroatien; Summen, von denen die Ligakonkurrenten in ähnlicher Tabellenregion mehrere komplette Transferphasen füllen könnten. Der Kader ist gespickt mit Nationalspielern von hoher Qualität, deswegen fragt man sich jedes Jahr aufs neue: Warum dümpeln die Wölfe immer im unteren Tabellenmittelfeld herum?
Die Aufstellung
Grabara im Tor. Der langjährige Stammtorhüter Casteels hat seinen auslaufenden Vertrag nicht verlängert, ist ablösefrei in die Wüste gewechselt. Für 10,3 Millionen Euro hat man deswegen einen Keeper á la Manuel Riemann aus Kopenhagen geholt.
Lacroix in der Abwehr. Der Franzose ist der einzige Innenverteidiger, der gesetzt wäre. Es gibt Interesse z.B. aus England, Wolfsburg will ihn halten; man hat ihn deswegen u.a. zum zweiten Kapitän gemacht.
Bornauw/Neuzugang im Abwehrzentrum. Seit 2021 ist der Ex-Kölner in Wolfsburg, hatte nie einen Stammplatz. Sollte kein neuer Innenverteidiger kommen, dürfte er das sein.
Koulierakis hinten rechts. Der Grieche war schon quasi ein Frankfurter Adler, da grätschte Wolfsburg rein. Offiziell ist es noch nicht, da Koulierakis noch mit Saloniki in der Europa League Qualifikation spielt, das Rückspiel ist erst am 29. August. Bis dahin ist der 20-jährige (offiziel) noch kein Wolf.
Arnold auf der Sechs. Seit 15 Jahren ist der 30-jährige in Wolfsburg, jahrelanger Kapitän, Publikumsliebling. Arnold ist der wichtigste Mann in Wolfsburg, muss liefern und anführen.
Gerhardt/Svanberg im Mittelfeld. Die Position neben Arnold ist mit Abstand am meistn umkämpft. Jannik Gerhardt und Mathias Svanberg sind die Konkurrenten mit den meisten Chancen, zwei junge Talente drängen sich aber auf: Bence Dardai und Bennit Bröger. Dardai, 18 Jahre, wurde letzte Saison von seinem Vater in den Herthaner Profikader hochgezogen. Bröger wurde diese Saison von Wolfsburg selbst hochgezogen, beide sollen die Platzhirsche herausfordern.
Maehle hinten rechts. Der Däne hat sich den Fuß gebrochen, wenn er wieder gesund ist, wird er Triebfeder auf der rechten Seite sein. So lange wird Kevin Paredes auf die rechte Seite rücken und Jakub Kaminski links.
Paredes/Kaminski im linken Mittelfeld. Wie gesagt, die Startphase werden sie beide zusammen spielen, dann dürften sie große Konkurrenten sein. Wenn sie es gut zusammen machen, könnte es auch eine Option seinen, Joakim Maehle auf die Bank zu verdrängen.
Majer im offensiven Mittelfeld. Ich habe den jungen Kroaten gerade schon erwähnt, 25 Millionen Euro waren und sind ein großer Rucksack. Mit Patrick Wimmer und Tiago Tomas hat er starke Konkurrenz, vielleicht träumen die Kroaten aber auch nicht umsonst vom nächsten Modric.
Amoura in der Doppelspitze. Dieses Jahr war Mohammed Amoura die Großinvestition vom VfL. Für 17 Millionen Euro kam der wuselige Torjäger von R.U.S.G. und soll die Wölfe nach Europa schießen. Jetzt ist der Algerier aber direkt verletzt.
Wind im Sturm. Der Däne hat auch bei der EM Stamm gespielt, letzte Saison hat er 11 Tore erzielt. Auch für ihn wurde damals viel Geld an Kopenhagen gezahlt.
Die wichtigsten Spieler
1. Maximilian Arnold. Das Urgestein ist, wie schon erwähnt, das Gesicht des Teams – wenn nicht sogar des ganzen Clubs. 2022 hat er sich in den Medien lauthals darüber beschwert, dass er nicht für die EM nominiert wurde, nicht nur deswegen finden ihn einige unsympathisch. Wolfsburg-intern ist er aber gerade für die jüngeren Spieler wichtig – auf menschlicher Ebene. Von den aktuellen Bundesligaspielern ist er derjenige mit den meisten Freistoßtoren, generell sind seine Standards eine echte Waffe.
2. Mohammed Amoura. Der diesjährige Königstransfer der Wölfe kommt mit 29 Scorern aus Belgien und wird auch in der Bundesliga auf einige Treffer kommen. Seine Stärken sind die Zielstrebigkeit und das Dribbling, sein explosiver Antritt bereitet Gegnern im 1-gegen-1 Probleme. Für 1,70 Metern ist er ziemlich robust im Zweikampf. Er kommt aber natürlich mit viel Druck, und da er sich jetzt direkt verletzt hat, hat er ein wenig Trainingsrückstand.
3. Konstantinos Koulierakis. Der Grieche, bei dem niemand Lust hat, den Namen zu buchstabieren, wird sehr wichtig werden beim VfL. Maxence Lacroix soll weit sein mit den Verhandlungen mit Crystal Palace. Mit Bornouw, Jenz, Zesiger und Odogu sind theoretisch genug Innenverteidiger da, trotzdem soll noch mindestens ein Neuzugang kommen – und noch Innenverteidiger gehen.
Die Überraschung der Saison
Zwei Jahre lang war Jakub Kaminski bei Wolfsburg außen vor, diese Saison dürfte er so ungefähr 10 Einsätze garantiert bekommen aufgrund der Verletzung von Joakim Maehle. Der junge Pole gilt als der Gewinner der Vorbereitung und hat Cozza und Baku aus allen Überlegungen verdrängt. Auch wenn Maehle wieder gesund ist, sehe ich seine Startelfchance bei 50% und mindestens 10 Scorer über die gesamte Saison gesehen.
Die Enttäuschung der Saison
Gegen Ende der Ära Jogi Löw beim DFB hatte man eine große Baustelle auf der Rechtsverteidigerposition, die Ridle Baku füllen sollte. Doch Baku’s Weiterentwicklung stagnierte und Benjamin Henrichs übernahm die Rolle in der Nationalmannschaft. Der mittlerweile 26-jährige will seinen Vertrag nicht verlängern und ist ein heißer Verkaufskandidat. Da er jetzt angeschlagen ist, ist er auch für die ersten Wochen keine Option für den Kader.
Die Prognose
Trotz der massigen individuellen Klasse, die Jahr für Jahr in die Autostadt gekarrt wird, schafft es Wolfsburg immer wieder aufs neue, hinter Clubs wie Augsburg oder Mainz zu landen. Zudem kommt, dass die Volkswagen-Arena eben keinen massiven Unterschied macht, letzte Saison waren durchschnittlich ganze 11% der Karten nicht verkauft pro Spieltag. Mit Bröger, Dardai und Odogu hat man diesen Sommer mal ein paar Talente dazu geholt, die von der Bank neuen Schwung und Lust bringen können. Trotzdem bleibt Wolfsburg eine graue Maus.
Platz: 11