Borussia Mönchengladbach Analyse 2024/25
1 Punkt. 1 Punkt hat den Unterschied gemacht, ohne den die Fohlenelf in die Relegation gemusst hätte. Trotz der Horrorsaison halten die Bosse um David Zibung am Chefcoach Gerardo Seoane fest. Dieser will dieses Vertrauen zurückzahlen und hat an ein paar wichtigen Stellschrauben gedreht. Ein großes Problem der Borussia war, dass sie keinen richtigen Anführer auf dem Feld hatten. Kapitän Jonas Omlin ist erstens Torhüter und zweitens war er große Teile der Saison verletzt. Jetzt wurden mit Tim Kleindienst (Heidenheim), Kevin Stöger (Bochum) und Philipp Sander (Kiel) drei erfahrene Führungsspieler geholt, ein neuer Innenverteidiger soll noch kommen. Das Potenzial hat die Mannschaft aber. Kurios: Die Gladbacher verspielten 31 Punkte nach Führung. Hätten sie die alle geholt, wären sie auf Platz 6 gelandet. Auch deswegen wurden neue Anführer geholt.
Die Aufstellung
Omlin zwischen den Pfosten. Der Kapitän war letzte Saison lange verletzt, sein Nachfolger Moritz Nicolas hat es dort herausragend gemacht. Seoane hat aber schon klar kommuniziert, dass Omlin die Nummer Eins sein wird und Nicolas die Zwei.
Netz als linker Verteidiger. Der erst 21-jährige geht schon in seine vierte Bundesligasaison und will sich weiter verbessern. Er hat einen guten Offensivdrang und seine Offensivläufe sind schon jetzt super. Sein Manko ist aber die Defensive, das ist als Verteidiger nicht gut. Mit 21 gibt es da aber noch Entwicklungspotential.
Neuzugang/Chiarodia/Elvedi als Innenverteidiger. Letzte Saison hat Maximilian Wöber diese Position gespielt, der ist jetzt weg. Es soll noch ein neuer Verteidiger kommen (u.a. Bochums Bernardo ist im Gespräch) und Nico Elvedi soll noch gehen. Sollte man Elvedi aber nicht loswerden, könnte man auch auf ihn setzen. Fabio Chiarodia wäre ein neues, junges und talentiertes neues Gesicht für Gladbachs wackelige Abwehr.
Itakura als rechter Innenverteidiger. Der Japaner ist der einzige Gladbacher Innenverteidiger, der einen Stammplatz hat. Er soll als Abwehrchef für mehr Stabilität sorgen als letzte Saison (2,02 Gegentore im Schnitt) und könnte sich mit einer guten Saison ganz schnell zu einem besseren Klub als Gladbach spielen.
Scally rechts hinten. Der 14-malige Nationalspieler ist ebenfalls erst 21 und feste Größe bei Gladbach. Der US-Amerikaner hat seine Chance nach der Krebs-Erkrankung von Steeve Lainer bekommen und sie genutzt. Lainer ist zwar glücklicherweise wieder gesund, Scally wird aber mehr spielen.
Weigl als Sechser. Der 28 Jahre junge Ex-Lissaboner ist erst seit zwei Jahren da und hat letzte Saison schon die Vertretung von Omlin als Kapitän übernommen, soll dieses Jahr einen wichtigen Eckpfeiler darstellen – neben dem Platz dauerhaft, aber auf dem Platz wohl nicht immer, da mit Philipp Sander ein neuer Konkurrent dazugekommen ist, Weigl sollte aber deutlich öfter starten.
Stöger als Drahtzieher. Der ehemalige Bochumer soll direkt eine Führungsrolle übernehmen, mit seiner Standardstärke und seinen brandgefährlichen Halbfeldflanken soll und wird er die 15 Scorer knacken, zudem ist er ein abgezockter Elfmeterschütze.
Reitz auf der Acht. Der 22-jährige hatte letzte Saison seine Durchbruchsaison und war auch bei Julian Nagelsmann in der Vorbereitung auf die EM dabei. Mit seinen tollen Finten im 1-gegen-1 könnte er ein Unterschiedsspieler und Fan-Magnet werden.
Hack auf dem linken Flügel. Letzte Saison war er mit 9 Toren der beste Torschütze der Gladbacher, diese Saison will er die 10 Treffer-Marke knacken. Sein Antritt ist eine starke Waffe im Angriff der Fohlen und mit Kleindient hat er einen guten Teamkollegen dazu bekommen.
Honorat auf der rechten Schiene. In der letzten Saison hat Gladbach 8 Millionen an Stade Brest überwiesen, die könnten sich gerade in der zweiten Saison als Schnapper erweisen. Seine Flanken sind die besten der Liga, und mit Tim Kleindienst ist ein Kopfballmonster für den Sturm geholt worden.
Kleindienst als Stoßstürmer. Mit 12 Toren aus der Vorsaison hat er eine bockstarke Debütsaison gespielt und Begehrlichkeiten geweckt. Die Gladbacher erhoffen sich eine erneute Verbesserung, mit den Flanken von Stöger und Honorat sind mindestens 5 Tore mehr drin.
Die wichtigsten Spieler
1. Tim Kleindienst. Die Borussia hat letzte Saison gesehen, was passiert, wenn der neue Stürmer floppt. Tomas Cvancara war letzte Saison der, in den alle Hoffnungen gesetzt wurden – inklusive 10,3 Millionen Euro. Zur Winterpause musste man Jordan von Union holen. Dieses Jahr ist der Tscheche das Back-up von Tim Kleindienst, das im besten Falle gar nicht gebraucht wird. Das Ziel von den Bossen ist die obere Tabellenhälfte – dafür braucht es Tore. Die soll Tim Kleindienst schießen.
2. Ko Itakura. Den katastrophalen Schnitt der Gegentore habe ich oben schon erwähnt, für die Einstelligkeit müsste der deutlich sinken. Zudem sind seine Abwehrkollegen ziemlich jung: Netz 21, Chiarodia 19, Scally 21. Es ist ein realistisches Szenario, das die drei zusammen mit Itakura auf dem Platz stehen. Der Japaner muss den Laden hinten zusammenhalten und gerade den jüngeren Kollegen Sicherheit geben, zudem den Gegnern Kopfschmerzen bereiten. Kein ganz einfaches Unterfangen.
3. Kevin Stöger. Gerade im zentralen Mittelfeld hat letztes Jahr die Führung und Torgefährlichkeit gefehlt. Rocco Reitz war in seiner ersten Profi-Saison, er brauchte selbst eher Führung, zudem war er teilweise zu leichtsinnig im Angriff. Florian Neuhaus stand kaum auf dem Platz, wenn doch, hat er nicht allzu gut gespielt, hatte mit sich selbst zu kämpfen. Manu Koné liebäugelt seit 2 Jahren mit einem Wechsel, wirkte teilweise, als wäre er nicht bei der Sache. Kevin Stöger soll da helfen, mit seiner Passgenauigkeit und Ruhe im Aufbauspiel wird er ein wichtiger Baustein werden unter Gerardo Seoane.
Die Überraschung der Saison
Das eben schon erwähnte Innenverteidiger-Duo Ko Itakura und Fabio Chiarodia ist für mich ein realistisches Szenario, da Chiarodia aus meiner Sicht unter den Top 3 Innenverteidiger-Talenten in der Bundesliga ist, und in Gladbach hat man sein Talent auch längst entdeckt. Seoane will und muss diese Saison etwas verändern – auf allen Positionen. Auch in den Testspielen bildeten Itakura und Chiarodia am öftesten das Innenverteidiger-Duo, und der Italiener fliegt bei den meisten noch unter dem Radar.
Die Enttäuschung der Saison
Marcus Thuram, Breel Embolo und Alassane Plea bildeten seit 2019 das Gladbacher Angriffstrio, das ist aber nun vorbei. Embolo ging schon 2022 zu Monaco, Thuram ein Jahr später zu Inter Mailand. Nur Plea hielt Gladbach die Treue, hatte aber schon letzte Saison keinen Stammplatz mehr (24 mal Startelf) und wird diese Saison noch weniger starten dürfen, da Gladbach der Mannschaft ein neues Gesicht geben wird und Plea eben schon seit 6 Jahren für Gladbach stürmt und teilweise auch ein Gesicht des Misserfolgs war.
Die Prognose
Bis jetzt ging es für Gladbach seit der Saison 19/20 kontinuierlich bergab und jedes mal wurde von der Presse gesagt, es geht nächstes Jahr wieder aufwärts. Dieses Jahr aber ist es so weit. Die Bosse haben Führungsspieler dazu geholt, um den vielen jungen Talenten im Kader Sicherheit zu geben. Zudem können gerade Stöger und Kleindienst zwei absolute Unterschiedsspieler sein. Die Mischung in der Mannschaft ist gut, die Testspiele liefen gut, mit der Borussia und dem erklärten Ziel Einstelligkeit ist auf jeden Fall zu rechnen.
Platz: 9
Lieber Matti, das hast Du alles sehr treffend analysiert, Du kennst die Spieler ja aus dem Eff Eff und hast sogar Vorbereitungsspiele verfolgt?
Ich hoffe sehr, dass Dein Tipp mit Platz 9 eintrifft. Aus meiner Sicht haben wir uns aber bis jetzt in Bereichen verstärkt, wo es am wenigsten nötig ist. Kramer und Neuhaus auf der Bank bringen Konfliktpotenzial, zudem der lustlose Koné, wenn er nicht endlich verkauft wird.
Wenn wir keinen fähigen, erfahrenen Innenverteidiger mehr bekommen, sehe ich uns wieder bei 67 Gegentoren und diese Saison auf Platz 16. Aber ich bin Berufspessimist 😉
Ganz liebe Grüße, ich finde super wie Du recherchierst und formulierst
Klaus