Mainz 05 Analyse 2024/25
Die meisten haben wohl im Winter nicht mehr damit gerechnet, dass Mainz dieses Jahr noch in der Bundesliga spielt. Sportvorstand Christian Heidel war kurz vor dem Rauswurf, doch dann konnte er doch noch mal den Kopf aus der Schlinge ziehen. Denn dann verpflichtete er Nadiem Amiri und Bo Henriksen. Das neue Energiebündel an der Seitenlinie entfachte eine ganz neue Energie in Mainz, und Amiri hob die 05er sportlich auf ein neues Level. Zudem gab Henriksen Bryan Gruda die Chance, der wurde dann zu einem der Shootingstars der Saison und war bei der Nationalmannschaft dabei.
Die Aufstellung
Zentner zwischen den Pfosten. An Robin Zentner kommt seit Jahren niemand im Tor vorbei, unter Bo Henriksen fand er zudem zu alter stärke zurück. Diese Saison soll er auch in der Vorrunde gute Leistung bringen.
Fernandes/Neuzugang hinten links. Der Abgang von Van den Berg hat eine große Lücke in der Abwehr gerissen. Die Mainzer wollen noch jemanden verpflichten, da er aber ausgeliehen war haben die Mainzer keine Ablöse bekommen. Sollte man keinen Neuzugang mehr bekommen, steht Edmilson Fernandes bereit in die Bresche zu springen.
Hanche-Olesen im Abwehrzentrum. Der Norweger hat sich letztes Jahr schwer verletzt. Anfang Februar war er wieder zurück auf dem Platz, war direkt gesetzt und war ebenfalls ein wichtiger Faktor bei der Mainzer Aufholjagd. Jetzt, da Van den Berg nicht mehr da ist, wird er wohl von links in die Mitte rücken.
Kohr als rechter Innenverteidiger. In der Rückrunde hat Henriksen den 30-jährigen in die Abwehr zurück gezogen, der Ex-Frankfurter hat dort direkt geliefert. Der junge Mann aus Trier hat wortwörtlich das Messer zwischen den Zähnen: Letzte Saison hat er 9 gelbe Karten gesammelt, mit Abstand die meisten der Liga
Caci auf der linken Schiene. Der Franzose – der nicht Kacki ausgesprochen wird – hat sich in den letzten Jahren stetig weiter entwickelt in Mainz und ist mittlerweile gesetzt auf der linken Außenbahn – auch diese Saison.
Sano/Krauss im defensiven Mittelfeld. Kaishū Sano soll eigentlich der Nachfolger von Leandro Barreiro werden, Mainz hat 2,5 Millionen Euro für den Japaner ausgegeben. Jetzt saß Sano allerdings in U-Haft, soll einer Frau in einem Hotel in Tokio sexuelle Gewalt angetan haben. Er verpasste große Teile der Vorbereitung und spricht weder gut Deutsch noch gut Englisch, es könnte auch sein, dass Tom Krauss spielt.
Amiri als Spielgestalter. Ohne den 27-jährigen wären die 05er ziemlich sicher nicht mehr in der Bundesliga. Amiri macht alles im Mittelfeld, spielt mal vor den Zehnern und steht im nächsten Moment wieder tief vor der Abwehrkette. Für die Gegner ist er schwer zu greifen, für Mainz überlebenswichtig.
Neuzugang auf der Zehn. Hier stand schon Bryan Gruda drin, auch in der nächsten Kategorie war er schon eingetragen. Jetzt hat Brighton & Holve Albion 30 Millionen Euro auf den Tisch gelegt. Ein nicht auszuschlagendes Angebot für die finanziell nicht auf Rosen gebetteten Mainzer. Nun muss unbedingt noch jemand kommen. So lange noch keiner da ist, dürften sich Armando Sieb und Paul Nebel um den Platz balgen.
Lee im offensiven Mittelfeld. Der kleine Südkoreaner ist seit 3 Jahren wichtiger Bestandteil im Mainzer Offensivspiel. Schon bei Holstein Kiel war er teilweise Kapitän, in Mainz auch. 6 Tore und 4 Assists konnte er letzte Saison sammeln, das war seine zweite Saison mit einer zweistelligen Scorer-Anzahl hintereinander.
Burkart im Sturm. Die Zeit des deutschen Junioren-Nationalspielers bei Mainz war von Verletzungen geplagt, er konnte nie richtig Fuß fassen. Letzte Rückrunde war er verletzungsfrei und hat in 18 Spielen in der Startelf 8 Tore erzielt. Der mittlerweile 24-jährige ist im Mannschaftsrat vertreten und ist, wenn er gesund bleibt, mittelfristig auch einer für Julian Nagelsmann.
Die wichtigsten Spieler
In Mainz am wichtigsten ist zweifelsohne der Trainer. Da sich diese Kategorie aber nur auf Spieler bezieht, habe ich mich für dieses Trio entschieden:
1. Nadiem Amiri. Egal, ob schneller Angriff oder langsames Aufbauspiel, ob Ecke oder Freistoß: Im Mainzer Spiel geht alles über Amiri. In diesem Sommer schlug er lukrative Angebote aus, weil Amiri immer spielen will; die Garantie hat er nur in Mainz. Auch bei den Fans ist er mittlerweile fast schon zum Helden aufgestiegen. Amiri identifiziert sich komplett mit Mainz. Am letzten Spieltag der letzten Saison grölte er mit den Ultras noch lange Lieder, verließ als einer der letzten das Stadion. Mainz braucht ihn in Bestform, sonst sieht es düster aus.
2. Jonathan Burkart. Die Nummer 29 ist eines der größten Stürmertalente in Deutschland. Leider ist er ziemlich verletzungsanfällig, deshalb wird er bei den meisten immer noch einfach nur als Talent abgestempelt. In der Kabine ist er aber einer der Führungsspieler, als er aus der Verletzung zurück kam, war er direkt gesetzt und hat aus dem Stand bei knapp der Hälfte der Spiele getroffen. Wenn er mal fit bleibt und 34 Spiele in der Startelf machen kann, würde er bei 15 Toren landen. Das kann er. Wenn er verletzungsfrei bleibt, wird er seinen Vertrag bis 2027 nicht erfüllen, sondern vorher zu einem Klub zwei Regale höher wechseln.
3. Hanche-Olesen. Bis jetzt klafft in der Abwehr noch ein großes Loch, da Sepp van den Berg nach Ende der Leihe zu Liverpool zurückkehren musste und Liverpool verlangt jetzt Mondsummen. Die 31 Gruda-Millionen werden wohl zu 60 Prozent in Transfers investiert und zu 40 in die Infrastruktur. Heißt: Entweder ein Gruda-Nachfolger, ein Van den Berg-Nachfolger oder 2 neue Talente. Heißt: Andreas Hanche-Olesen muss hinten den Laden dicht halten. Um ihn herum hat kein Abwehrspieler einen sicheren Stammplatz. In seiner letzten Saison, in der er komplett fit war, hatte er eine Luftzweikampfquote von 63,3 Prozent. Das wird er wieder schaffen und Mainz mehrere Spiele retten.
Die Überraschung der Saison
2,5 Millionen Euro sind ein ordentlicher Batzen Geld. Mehr als 50 Prozent davon wurden in den Wind geblasen von den Mainzern, dafür können sie allerdings nicht. Denn die Verhaftung von Kaishū Sano war damals nicht zu erahnen. Keine Deutsch- und Englisch-Kentnisse und eine neue Mannschaft: Das wird schwierig für Sano. Das öffnet die Tür für Tom Krauss. Der Ex-Leipziger kam für 5 Millionen Euro und hat mit erst 23 Jahren immer noch ordentlich Potenzial.
Die Enttäuschung der Saison
Wer ordentlich aufgepasst hat, kann sich die Enttäuschung schon denken. Kaishū Sano. Die Gründe sind auch schon genannt worden: Er spricht weder Deutsch noch Englisch, kennt den Klub, die Stadt und das Land nicht, hat die Vorbereitung nicht mitgemacht und die Mannschaft kennt er auch nicht, zudem stehen ihm nach der Verhaftung die allermeisten kritisch gegenüber. Keine gute Ausgangsposition.
Die Prognose
In der Bo Henriksen-Tabelle stand Mainz im letzten Jahr auf Platz 5. So gut wird es nicht, um den Abstieg muss sich Mainz aber keine Gedanken machen. Der Start könnte etwas holprig werden; weder Van den Berg noch Gruda-Ersatz ist da, Barreiro-Nachfolger Sano plagen eigene Probleme. Mainz wird sich aber fangen, Talente wie Nelson Weiper, Nikolas Veratsching oder Armando Sieb können für Begeisterung sorgen und wenn der „bekloppte“ Däne von der Seitenlinie erst mal die Fans eingepeitscht hat, kann sogar die Mewa-Arena zum Hexenkessel werden.
Platz:10