SC Freiburg Analyse 2024/25
Julian Schuster hat den aktuell wohl undankbarsten Job im Profifußball bekommen: Er muss die Nachfolge von DER Clubikone des SCF antreten. Die von Christian Streich. 17 Jahre lang war Streich Cheftrainer im Breisgau, hat sie zweimal in die Bundesliga geführt und Freiburg auch international bekannt gemacht. Schuster muss nun in diese Fußstapfen treten, oder, was er selber sagt: „Wenn man in Fußstapfen tritt, heißt das, dass man jemandem hinterher geht. Ich will hier meinen eigenen Weg gehen.“ Wie gut das klappt, wird spannend, auch, was er aus den vielen jungen Talenten macht, die die Freiburger im Kader haben.
Die Aufstellung
Atubolu im Tor. Der 22-jährige geht in seine zweite Saison als Stammtorhüter. Letzte Saison hat er es solide gemacht, wenn auch von vielen kleinen Verletzungen geplagt.
Günter hinten links. Das Freiburger Urgestein (im Verein seit 2009) hat selber noch mit Schuster beim SCF zusammengespielt. Günter kam letzten Sommer aus einer langen Leidenszeit: Er war 2 Jahre wegen eines Kreuzbandrisses raus. Jetzt beackert er wieder die linke Außenbahn, dank seiner Pferdelunge muss er immer noch so gut wie nie ausgewechselt werden.
Lienhardt im Abwehrzentrum. Der Österreicher hat aufgrund der Verletzung von David Alaba sehr viel gespielt bei der EM, auch in Freiburg ist er Stammkraft. Er ist ein leiser Anführer auf dem Platz, der solide seinen Job macht.
Ginter in der Innenverteidigung. Ginter kommt aus einer langen Verletzung, ist aber als Abwehrchef gesetzt. An den ersten 2 bis 3 Spieltagen könnte auch der erst 21 Jahre junge Rosenfelder spielen.
Ogbus/Kübler hinten rechts Der erst 18-jährige Ogbus hat großes Entwicklungspotential, aber auch was die Startelf betrifft sind seine Chancen aktuell bei knapp 50% Prozent. Lukas Kübler wäre mit 31 Jahren die routinierte und etablierte Wahl, aber schon in der Vorbereitung hat der junge Schweizer auf sich aufmerksam gemacht.
Eggestein in der Zentrale. Seit 2021 ist der ehemalige Bremer in Freiburg, er war immer gesetzt. So auch dieses Jahr, vor der Abwehr soll er das Spiel aufbauen und das des Gegners zerstören.
Höfler/Osterhage im Mittelfeld. Höfler ist noch länger da als Günter (seit 2007) und hat jahrelang mit dem heutigen Trainer im Mittelfeld gespielt. Mit Patrick Osterhage hat der Routinier einen jungen Konkurrenten aus Bochum dazubekommen, mit dem er sich messen muss.
Grifo/Dinkci im linken Mittelfeld. Grifo war jahrelang der Unterschiedsspieler der Freiburger. Er hatte jedes Jahr die meisten Scorer, hat jede Ecke, jeden Freistoß und jeden Elfmeter geschossen. Schon letztes Jahr war er nicht mehr sicher gesetzt, und Eren Dinkci war letztes Jahr eine der Entdeckungen der Bundesliga, kam aus Heidenheim. Auch Noah Weißhaupt ist ein Kandidat, hat aber nur Außenseiterchancen.
Doan vorne rechts. Der quirlige Japaner hat 2022 das Siegtor gegen Deutschland geschossen, letzte Saison hat er sich mit 11 Scorern zum Schlüsselspieler in Freiburg entwickelt.
Röhl hinter der Spitze. 2022 kam Röhl aus Ingolstadt, hat letzte Saison sein Talent schon ein paar mal aufblitzen lassen und soll jetzt mit 22 Jahren gesetzt sein.
Adamu/Höler/(Gregoritsch) in der Spitze. 6 Millionen Euro hat Freiburg letzten Sommer für Adamu bezahlt, er konnte letztes Jahr nicht zeigen, dass er das wert war. Jetzt war er der Gewinner der Vorbereitung, Stammstürmer Luca Höler wird sich aber nicht einfach so verdrängen lassen. Michael Gregoritsch habe ich mal in Klammern gesetzt, wird wohl oft auf der Bank Platz nehmen. In einer Doppelspitze kann auch Dinkci bzw. Röhl vorne spielen.
Die wichtigsten Spieler
1. Christian Günter. 15 Jahre ist Günter schon im Breisgau. Auf und neben dem Platz ist er super wichtig, gerade jetzt soll er den jungen Talenten Halt geben. Der Kapitän hat schon seit er beim SC angefangen hat einen guten Kontakt zu Julian Schuster, seit jetzt 15 Jahren. Sportlich ist er der Inbegriff von Kontinuität, zudem ist er variabel einsetzbar hinten links. Er schlägt gefährliche Flanken, für die er mit Adamu, Höler und Gregoritsch auch ein paar Abnehmer hat.
2. Matthias Ginter. Die letzte Rückrunde waren sowohl Lienhardt als auch Ginter verletzt, das war ein großes Problem für die Breisgauer. Der mittlerweile 30-jährige in Freiburg geborene 1, 91 Meter Mann hat ein ruhiges Passspiel, ist ausdauernd und zweikampfstark. Letztes Jahr hatte man Atila Szalai als Notlösung per Leihe installiert, die Leihe ist jetzt ausgelaufen. Daher hat man als Back-ups in der Innenverteidigung nur noch Gulde und den jungen Rosenfelder, deshalb ist es wichtig, dass Ginter fit und stabil bleibt.
3. Ritsu Doan. Da der Thron von Vincenco Grifo angesägt wurde, ist Doan jetzt derjenige mit der imaginären Krone unter den Flügelspielern. Gegen Ende der Saison hat er die Freiburger oft durch die Spiele getragen, seine Kopfballstärke wird aufgrund seiner Größe oft unterschätzt. Im Duell ist er dank seiner wuseligen Art schwer zu greifen, der Abschluss ist ebenfalls solide, nur an der Körperlichkeit muss er noch arbeiten.
Die Überraschung der Saison
Hier gibt es in Freiburg einige Kandidaten, ich habe mich am Ende für die Person entschieden, die letzte Saison die Enttäuschung war: Junior Adamu. Der junge Österreicher ist quirlig und spritzig, unangenehm für die Gegner, und auch an Durchsetzungskraft mangelt es nicht. Letzte Saison gab es aber auch einige hohe Erwartungen an ihn, denen er nicht gerecht wurde, zudem ist er relativ verletzungsanfällig. Wenn er aber fit bleibt und den Druck ausblendet, wird er ordentlich Tore machen.
Die Enttäuschung der Saison
Hier gab es nicht so viele klare Kandidaten, einen am ehesten klaren Kandidaten gibt es allerdings: Roland Sallai. Der Ungar wollte unbedingt nach England, am Ende hat niemand zugeschlagen. Da Röhl jetzt ordentlich Spielzeit bekommen soll, ist die Sallai-Position besetzt, mit Eren Dinkçi ist jetzt auch noch ein Back-up für den Flügel bekommen, die Ausweichposition von Sallai. In den letzten Jahren war er gesetzt, bei der EM auch. Daher bleibt abzuwarten, wie er damit umgeht.
PS: Auf den letzten Metern des Transferfensters ist Sallai doch noch gewechselt.
Die Prognose
Im Tabellen-Mittelfeld der Bundesliga sehe ich das Niveau dieses Jahr niedriger als letztes Jahr, deswegen sehe ich die Chancen der Freiburger wieder sehr hoch, nach Europa zu kommen. Es bleibt gerade am Anfang abzuwarten, wie der SCF ohne Christian Streich an der Seitenlinie performt, mit Ogbus, Rosenfelder, Röhl, Adamu und Weißhaupt gibt es interessante Talente in Hülle und Fülle im Kader. Ob die alle direkt so gut spielen, bleibt aber abzuwarten. Ich glaube aber, dass die meisten das tun.
Platz: 7